14/07/2014 Die Streichquartette lernen das Stehen. Das Apollon Musagete Quartet mit Ewa Kupiec |
Bad Kissingen — Es war nicht der erste Auftritt des Apollon Musagète Quartet aus Polen in Bad Kissingen. Pawel Zalejski (1. Violine), Bartosz Zachlod (2. Violine), Piotr Szumiel (Viola) und Piotr Skweres (Violoncello) waren vor sechs Jahren beim Kissinger Winterzauber das erste Mal im Regentenbau zu Gast. Und vor zwei Jahren gaben sie ein Konzert gemeinsam mit der Pianistin Ewa Kupiec. Mit ihr zusammen waren sie auch jetzt wieder da - schon deshalb erfreulich, weil Klavierquintette nur relativ selten in den Konzertprogrammen auftauchen.
Die fünf Musiker begannen ihr Konzert mit dem 1. Klavierquintett ihrer Landsfrau Grazyna Bacewicz, einer Geigerin und Komponistin, deren Werk auch in Polen erst jetzt, gut 40 Jahre nach ihrem Tod, wieder entdeckt wird. Und man staunte über eine ausgesprochen schöne, spätromantische Kammermusik, die viele neue Ideen bringt, auch wenn sie ihre Bezüge zu Bartók und Szymanowski nicht verleugnen kann oder will. Es sind nicht nur die melodischen Einfälle, die die Musik attraktiv machen, sondern auch der Umgang mit ganz delikaten Klängen, die von den Musikern ein ganz genaues Aushorchen und allergrößte Konzentration erfordern - und sparsamstes Vibrato, das nur ein wenig würzt. Es waren auch die oft überraschenden Ausbrüche aus dieser Duftigkeit, die die Musiker mit dramatischer Intensität gestalteten.
Ludwig van Beethovens Streichquartett op. 59/2 war deshalb so spannend, weil die vier Streicher ins Leise zielten, in die Durchhörbarkeit und damit auch in den Zwang zum Zuhören. Ihre technische Genauigkeit kam ihnen dabei enorm zugute, vor allem im Presto-Finale, in dessen stark galoppierenden, rasenden Duktur sich die Streichquartette gerne in die Lautstärke flüchten. Die vier Polen machten es anders: sie gingen hinunter bis ins Pianissimo, wo man es nicht erwartet hätte. Die forcierte Stretta war dadurch umso wirkungsvoller.
Den Abschluss bildete eines der großen Monumente der einschlägigen Kammermusik, das Klavierquintett Es-dur op. 44 von Robert Schumann. Das ist, ganz im Gegensatz zu dem Bacewicz-Quintett, ein außerordentlich kraftvolles Werk, dass auch nur wirkt, wenn man es mit entsprechendem Einsatz und Zugriff spielt. Und das taten die fünf. Fulminant war der Einstieg. Die Spannung, die da aufgebaut wurde, ließ sich im Singen der Streicher noch auffangen. Aber das Klavier übernahm sehr schnell die Rolle des treibenden Motors, auch wenn sich Ewa Kupiec immer wieder auch im Hintergrund hielt. Mit lastenden Betonungen ging es durch die spröde, kantige Durchführung bis zum fulminanten Schluss. Geheimnisvoll geriet dagegen der Einstieg in das marschartige Haupthema des zweiten Satzes, das in der Artikulation von Pawel Zalejski dennoch balladeske, erzählende Züge bekam. Auch hier war es mit dem wörtlich genommenen Agitato mit der Ruhe sehr schnell vorbei. Der Druck, der dabei entstand, reichte hinüber in das Scherzo mit seinen rasenden Skalen in allen fünf Instrumenten. Der letzte Satz war etwas ruhiger pulsierend, aber immer noch nervös in seiner Grundhaltung musiziert. Dadurch wurde deutlich, wie spannungsarm die Schlussfuge ist. |
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