22/01/2009 Das Orchester January 2009 |
Bessere Sachwalter seiner Musik als den Dirigenten Frank Strobel und die Pianistin Ewa Kupiec hätte sich der Komponist Alfred Schnittke kaum wünschen können. Strobel hat mit Schnittke eng bis zu dessen Tod 1998 zusammengearbeitet. 1992 dirigierte er die Uraufführung von Die Letzten Tage von St. Petersburg in der Frankfurter Alten Oper, ebenso sorgte er für die russische Erstaufführung des Concerto grosso Nr. 5. Zudem nahm er für Capriccio eine Reihe von Filmmusiksuiten Schnittkes auf. Ewa Kupiec verfügt über ein sehr weit gespanntes Repertoire, in dem sich Werke polnischer Komponisten (Chopin, Paderewski, Szymanowski und Lutos!awski) mit Einspielungen des Klavierwerks von Szpilman oder Janácek verbindet. Die Musik der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nimmt zudem einen wichtigen Platz in ihrem Repertoire ein. 2005 brachte sie in Berlin das 1960 entstandene, nur einmal aufgeführte 1. Klavierkonzert Alfred Schnittkes zur späten Wiederaufführung. Gemeinsam haben Strobel, Kupiec und das bestens vorbereitete Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin die drei Klavierkonzerte Schnittkes – beim Konzert für zwei Klaviere wird Kupiec von Maria Lettberg unterstützt – für das Capriccio-Nachfolge-Label Phoenix Edition eingespielt. Während es beim ersten Konzert keine Vergleichsaufnahme gibt, hat jüngst Victoria Lyubitskaya, unterstützt von Mark Gorenstein und dem Russischen Staatlichen Akademischen Orchester, eine durchaus ansprechende Aufnahme des Konzerts für Klavier und Streicher op. 136 (Fuga Libre CD FUG 532, über Note 1) vorgelegt. Wuchtig und etwas breit im klavieristischen Tonfall stellt zudem Victoria Postnikova das Konzert op. 136 dem für Klavier vier Hände, unterstützt von Irina Schnittke (Warner 0927498112), gegenüber. Die augenblickliche Referenz stellt aber Ewa Kupiec gemeinsam mit Frank Strobel dar. Lustvoll und mit einem großen Sinn für Differenzierung spielt die polnische Pianistin das erste, in weiten Teilen der russischen Tradition von Prokofjew und Schostakowitsch verpflichtete Konzert. Machtvolle Virtuosität trifft dabei auf manche eigenständige Klangkombination. Das Konzert von 1979 wird von einem skurril anmutenden Frage- und Antwortspiel bestimmt. Dabei benutzt Schnittke scheinbar bekanntes Material, ist stets für die überraschende Kombination von Bekanntem gut. Das Konzert ist das Paradebeispiel für den polystilistischen Personalstil Schnittkes. Kupiec, der Dirigent und sein äußerst differenziert agierendes Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin werden dem in jedem Takt gerecht. Das vierhändige Konzert von 1988 zeigt die polnische Pianistin und die russische, heute in Berlin lebende Pianistin Maria Lettberg in einem höchst eigentümlichen Duett, wobei Kupiec einmal mehr ihr dynamisches Differenzierungsvermögen und ihre stilistische Wandlungsfähigkeit ins Feld führen kann. Die musikalische Vielfalt der drei Konzerte Schnittkes wird in dieser auch klanglich bestens aufbereiteten Aufnahme in jedem Takt gewahrt. Walter Schneckenburger |
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