09/01/2010 Ein farbenreiches Bewerbungskonzert |
„Already here [Mozart Rondo K382] Polish pianist Ewa Kupiec’ elegant, distinguished playing elated – even more in Stravinsky’s Capriccio: This piece, composed in the style of the roaring twenties with its slanting rhythms, was a show-piece for the soloist. Brilliantly and spirited she went through the elfish scurrying piano runs and the harsh though never massive chords.“ Das Kandidatenkarussell um die Nachfolge von Chefdirigent Andrey «Wahlverwandtschaften»: unter dieses Leitmotiv stellt Andrey Boreyko einen Zyklus von drei Konzerten mit Musik von Mozart, Tschaikowsky und Strawinsky. Letzteren sieht der Chefdirigent des Berner Symphonieorchesters als Schlüsselfigur, die in der neuen Musik nach der Jahrhundertwende einen eigenen Weg suchte. Nun trat Andrey Boreyko das erste Konzert der Reihe dem Zürcher Dirigenten Mario Venzago ab – einem Kandidaten für seine Nachfolge. Schwieriges Einspielstück Venzago, bis 2009 Musikdirektor des Indianapolis Symphony Orchestra, strich Tschaikowsky (bis auf die obligate Zugabe) und dirigierte je zwei Werke von Mozart und Strawinsky – von der Programmierung her nicht sonderlich spannend und in der Abfolge offenbar bis zuletzt nicht ganz klar: Warum als Einspielstück die schwierige Prager Sinfonie KV 504 von Mozart? Erst im letzten Satz schienen sich Orchester und Dirigent einigermassen zu finden. Die ersten beiden Sätze waren klanglich unausgewogen, teilweise sogar unpräzis – das inzwischen an der historischen Aufführungspraxis geschulte Ohr vermisste im Orchester die Transparenz. Wesentlich besser klang dann die Begleitung in Mozarts Rondo für Klavier und Orchester KV 382. Bereits hier vermochte auch das elegante, differenzierte Spiel der polnischen Pianistin Ewa Kupiec zu begeistern – noch viel mehr dann in Strawinskys Capriccio für Klavier und Orchester: Dieses Stück, komponiert im Stil der wilden Zwanzigerjahre mit den schrägen Rhythmen, war ein Paradestück für die Solistin. Brillant und temperamentvoll spielte sie die elfenhaft dahinhuschenden Läufe und die harten, aber nie massiv klingenden Akkorde. Prächtige Ballettmusik Venzago fand mit Strawinsky und seinem «Feuervogel» bei den Berner Musikern – inzwischen an laute russische Musik gewöhnt – «Wahlverwandtschaften». Strawinskys Märchenmusik erzählt die Geschichte von einem Feuervogel, mit dessen Wunderfeder ein Prinz den bösen Zauberer Kastschei überwindet und 13 gefangen gehaltene Prinzessinnen befreit. Der Dirigent hat diese Musik nicht nur wegen des 100-Jahr-Jubiläums der Uraufführung aufs Programm gesetzt. Er wollte mit dieser frühen Fassung das Riesenorchester mit all seinen Registern zeigen. Und dafür eignete sich diese Ballettmusik mit ihrer impressionistischen Farbenpracht (mit drei Harfen) hervorragend. Die tänzerische Musik wurde von Venzago in ihrem Klangzauber – von der eingängigen Melodie bis hin zu den stahlhart hämmernden Akkorden im Höllentanz – entsprechend Strawinskys «mechanistischer» Musikauffassung mit klarer Zeichengebung dirigiert. Und der Funke schien vom Dirigenten aufs Orchester und die Solisten überzuspringen: Die Wiedergabe war ein Erlebnis. Angelo Garovi |
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