01/03/2010 Pianistin Kupiec beeindruckt im Kammermusiksaal mit Chopin |
Bonn. Für das polnische Wort "Zal" gibt es viele Übersetzungen: Schmerz, Trauer, Kummer, Leid, Groll oder auch Reue etwa. Aber keine trifft die Bedeutung. Wenn die Pianistin Ewa Kupiec ihre jüngste, im vergangenen Jahr erschienene Doppel-CD "Zal" tauft, macht sie auch deutlich, dass in der Musik ihres Landsmanns Frédéric Chopin viel von der polnischen Seele enthalten ist. Auf der CD hat sie die Werke des Komponisten mit Musik des Österreichers Franz Schubert zusammengeführt, auch er eine melancholische Natur. "Zal" wäre auch für den Chopin-Abend, den sie beim fünften städtischen Kammerkonzert im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses gab, sehr treffend gewesen. Für ihren Beitrag zum Chopin-Jahr hatte Ewa Kupiec ausschließlich Werke der Jahre 1839 bis 1841 ins Programm genommen, bei denen - wie sie am Ende des Abends anmerkte - auffällig häufig die Tonarten cis-Moll und As- Dur vorkämen, die besonders geeignet seien, diese Stimmungen wiederzugeben. Eröffnet hatte sie den Abend mit einem ausgeprochen kraftvollen Beispiel in cis-Moll, dem Scherzo op. 39, das im Ausdruck mit den klassischen Verwandten der Haydn-Zeit nichts mehr gemein hat. Humor kommt nicht vor. Ewa Kupiec spielte die beidhändigen Oktaven, die Chopin als Antwort auf den fragenden Beginn gibt, mit einigem Ingrimm. Umso effektvoller geriet dann der folgende, liedhaft-lyrische Abschnitt mit seinen herabtropfenden gebrochenen Akkorden. Gerade im ersten Teil des ausverkauften Klavierabends vertrat Ewa Kupiec einen sehr robusten Interpretationsstil, wie man ihn etwa auch bei Martha Argerich antrifft. Selbst in den vier Mazurken op. 41 und in dem Walzer As-Dur op. 42 herrschte dieser Ton vor. Mit der Tarantella op. 47, die ebenfalls in der As-Dur steht, hatte sie auch eine echte Rarität ins Programm genommen, deren virtuose Machart die eher zierlich gebaute Pianistin souverän gerecht wurde. Mit der Polonaise in fis- Moll schloss sie den ersten Teil des Abends grandios ab. Danach ging es etwas ruhiger weiter, mit einem sehr poetisch gespielten Prélude in cis-Moll (op. 45), der mit episch-erzählerischem Duktus ausformulierten dritten Ballade in As-Dur op. 47 und den beiden Nocturnes op. 48. Auch den melodiösen Beginn der Fantasie f-Moll op. 49 trug sie mit großer innerer Ruhe vor, und entwickelte daraus den weiteren Fortgang des Werks mit einer Natürlichkeit, als würde die auch in spieltechnischer Hinsicht extrem anspruchsvolle Fantasie eben erst am Flügel entstehen. Das Publikum applaudierte begeistert. Als Zugabe spielte Ewa Kupiec ein weiteres Chopin- Stück in cis-Moll: Das traurig-schöne Nocturne op. posth., das, wie sie nicht zu erwähnen vergaß, in Roman Polanskis Film "Der Pianist" eine Hauptrolle spielt. |
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