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11/05/2011
Poetischer Tastenzauber mit Ewa Kupiec
Gerhard Deutschmann - Coburger Tageblatt

Konzert Das Ehrenmitglied der „Gesellschaft der Musikfreunde“ begeisterte mit letzten Klavierwerken von Frédéric Chopin.

Coburg Die Coburger Reihe „Piano spezial“ in der HUK brachte ein Wiedersehen mit der immer wieder gern gehörten Pianistin Ewa Kupiec, die den dritten und letzten Teil ihres vor Jahren begonnenen Chopin- Zyklus’ unter dem Motto „Epilog“ darbot. Es handelte sich dabei um die letzten bedeutenden Klavierwerke des Meisters aus den Jahren 1844 bis 1846 mit den Opuszahlen 57 bis 62.
Trotz offensichtlicher gesundheitlicher Probleme war es der Pianistin hoch anzurechnen, dass sie das Konzert nicht ausfallen ließ. Im Gegenteil: Sie bewältigte das immense, anspruchsvolle Programm mit gewohnter Bravour und beeindruckte abermals mit verinnerlichter Gestaltung, hoher Anschlagskultur, dynamisch-agogischer Feinsinnigkeit und frappanter Virtuosität, was stets begeisterten Beifall hervorrief.
Der Abend begann mit den reifen, späten zwei Nocturnes op. 52 in H- und E-Dur, die sich durch stark verdichteten Ausdruck und expressive Harmonik auszeichnen, wobei – wie bei Chopin üblich – das melodische Element nie vernachlässigt wird. Intensiv spürte Ewa Kupiec den harmonischen wie melodischen Feinheiten nach und bot eindrucksvolle Interpretationen dieser  fast meditativ zu nennenden Stücke. In den folgenden drei Mazurken op.59 war es besonders die feinsinnige Dynamik und Agogik, womit die Pianistin aus den delikaten Miniaturen kleine Kunstwerke werden ließ. Nach den mehr nachdenklichen Mazurken in a-Moll und As-Dur, bot die rasche dritte in fis-Moll einen temperamentvollen Abschluss.
Anhaltender ApplausFast schon impressionistisch gibt sich die über schaukelnden Bassbewegungen aufgebaute Barcarolle Fis-Dur op. 60 mit weit ausschwingender Terzenmelodie und großen Steigerungen, die von Ewa Kupiec mit großem Atem und delikater Anschlagskultur dargeboten wurde. Die letzte „große“ Klavierkomposition Chopins erklang zum Abschluss des ersten Teils in Gestalt der Polonaise-Fantaisie As-Dur op. 61, ein formal wie harmonisch eigenwilliges, ja experimentelles Werk, meist verhalten, aber auch mit virtuosen Steigerungen, überlegen und dicht von der Pianistin dargeboten.
Nochmals hohe Anschlagskunst erforderte nach der Pause die Berceuse Des-Dur op. 57 mit ihren 16 filigranen Variationen über einem Bass-Ostinato. Hier kam wieder die Klangzauberin Kupiec zum Vorschein. Das zierliche Werk wirkte wie ein Atemholen vor dem letzten großen Kraftakt, welcher aus der gewichtigen 3. Sonate  h-Moll op. 58 bestand. Hier vereint sich alles, was die Kunst Chopins ausmacht: Energischer Zugriff, begnadete Melodik, technische Brillanz und Verträumtheit.
Ewa Kupiec gestaltete das Werk wie aus einem Guss vom energischen Beginn bis zum technischen Feuerwerk des hochvirtuosen Finales, was begeisterten Beifall hervorrief. Dafür, dass sie wegen der angegriffenen Gesundheit keine Zugabe geben konnte, hatten die Zuhörer Verständnis und dankten mit anhaltendem Applaus.
 

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