01/06/2013
SCHWETZINGER FESTSPIELE: Ewa Kupiec begeistert am Klavier
Mannheimer Morgen
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Malerische Verbindung
Die musikalische Tradition Polens und der Klangzauber Debussys und Skrjabins gehen im Konzert mit der polnischen Pianistin Ewa Kupiec eine malerische Verbindung ein. Vor dem geistigen Auge entstehen tatsächlich Bilder und entfalten sich Geschichten, auf die sich die Werke Szymanowskis, Lutoslawskis und Chopins beziehen. Das hübsche Gesicht von einer langen seitlichen Haarsträhne verdeckt, versenkt sich die Interpretin in die Klangmagie von Karol Szymanowskis Dichtungen, die von homerischen Wesen beseelt sind. Das wirkt ein wenig enigmatisch, zumal Ewa Kupiecs zurückhaltende Körpersprache keine äußeren Regungen erkennen lässt. Doch ihr Spiel ist voller Gefühl und offenbart ein Höchstmaß an lyrischer Empfindung, mit dem sie die impressionistisch gefärbten Bilder enträtselt. Faszinierend vor allem die Tiefe und Plastizität der Klangräume, die Kupiec im - leider nur schwach besetzten - Schwetzinger Rokokotheater durchstreift.
Gläserne Architektur
Auch Witold Lutoslawskis Sonate lässt die Pianistin als gläserne Architektur entstehen, in der die unterschiedlichen strukturellen Ebenen beleuchtet werden. Das suggestive Spiel wirkt bezwingend und beschwört Traumzustände, zumal Ewa Kupiec die Klangflächen dank dem behutsamen Pedaleinsatz sehr zart aquarelliert. Unzählige Ausdrucksnuancen unterstreichen die Filigranität dieses Werkes. Mit Chopins vier Balladen gelingt der Pianistin eine fesselnde Darbietung. Die heterogenen Bestandteile dieser Kompositionen bindet sie gleichsam stringent wie sensibel zusammen. Sie riskiert volle Leidenschaft, vermeidet aber krachendes Pathos und zur Schau gestellte Virtuosität. Ihr technisches Vermögen stellt sie nahezu beiläufig in den Dienst des musikalischen Gedankens. Die nuancierte Artikulation verrät die vorausgegangene gründliche Analyse. Den cis-Moll-Walzer von Chopin gibt Ewa Kupiec als melancholisches Poem zu. Traumhaft schön. urs © Mannheimer Morgen, Samstag, 01.06.2013
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